Eine nachhaltige Kooperation zur Förderung der Selbsthilfe in Spitälern

Kooperation zwischen Spitälern, Selbsthilfezentren und Selbsthilfegruppen

Das Projekt «Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlichen Spitälern» fördert die Zusammenarbeit zwischen lokalen Selbsthilfezentren, Selbsthilfegruppen und Spitälern. Ziel ist es, durch die Selbsthilfe die Gesundheitskompetenz von Patientinnen und Patienten sowie Angehörigen zu fördern.

Vision

Alle Patientinnen und Patienten, deren Angehörige sowie die beteiligten Gesundheitsfachpersonen kennen den Nutzen der gemeinschaftlichen Selbsthilfe. Die Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen sind bestärkt, durch die Teilnahme an Selbsthilfegruppen die eigene Gesundheitskompetenz zu fördern.

Projektbeschreibung

Mit dem Projekt «Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlichen Spitälern» wird die gemeinschaftliche Selbsthilfe als Ergänzung zur Hospitalisierung und Nachsorge gefördert.

Dafür wird zwischen dem Spital/der Klinik und einem regionalen Selbsthilfezentrum eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Diese stellt ein strategisches Bekenntnis für die Förderung der Selbsthilfe im Spital dar (siehe beiliegende Vorlage).

Ziel der Kooperationsvereinbarung ist, die Selbsthilfe im Spital zu fördern und nachhaltig zu verankern. Dafür wurden von Fachpersonen sechs Qualitätskriterien definiert. Die konkret erforderlichen Massnahmen für die Erfüllung dieser Qualitätskriterien werden von den Kooperationsparteien gemeinsam erarbeitet oder aus bestehenden Vorschlägen ausgewählt. Zentraler Bestandteil dieses Prozesses ist die Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit Vertretungen von Selbsthilfegruppen.

Die erarbeiteten Massnahmen werden in einem Massnahmenkatalog zusammengefasst. Dieser gibt die konkrete Umsetzung zur Erreichung der Qualitätskriterien vor (siehe beiliegende Vorlage).

Werden die Massnahmen erfolgreich umgesetzt und damit die sechs Qualitätskriterien erfüllt, kann die Auszeichnung «Selbsthilfefreundlichkeit» bei Selbsthilfe Schweiz beantragt werden. (siehe Details in «Der Weg zur Auszeichnung»).

Nutzen der Selbsthilfeförderung in Spitälern

Das Projekt trägt zu einer Stärkung der Sekundär- und Tertiärprävention in der gesamten Versorgungskette bei: Es schliesst Lücken in der Nachversorge, fördert die Interprofessionalität, begünstigt die Qualitätssicherung sowie Transparenz und ergänzt Fachwissen durch Erfahrungswissen.

Unsere Leitidee: Kooperation auf Augenhöhe

Zahlreiche Studien belegen, dass der Einbezug von Betroffenen und Angehörigen (patient involvment) in der Versorgung positive Auswirkungen auf die Gesundheit der Personen und das Gesundheitswesen haben. Der Einbezug dieser Perspektiven ist Mitgarant für den Erfolg der Massnahmen zur Förderung der Selbsthilfe im Spital und deren Nachhaltigkeit. Die Kooperation auf Augenhöhe ist deshalb ein Kernanliegen dieses Projekts.

Kooperationsdreieck Selbsthilfefreundliche Gesundheitsinstitutionen

Qualität dank sechs Qualitätskriterien

Die sechs Qualitätskriterien wurden von Betroffenen, Angehörigen und Selbsthilfezentren erarbeitet. Sie geben Orientierung für eine selbsthilfefreundliche Gesundheitsinstitution und garantieren einen nationalen, anerkannten Qualitätsstandard.

  1. Die Selbstdarstellung der Selbsthilfe wird ermöglicht.
  2. Über die mögliche Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe wird zum geeigneten Zeitpunkt informiert.
  3. Über die Zusammenarbeit zwischen Selbsthilfe und der Gesundheitsinstitutionen wird informiert.
  4. Es existiert eine Ansprechperson für die Selbsthilfe.
  5. Der Informations-und Erfahrungsaustausch zwischen den Selbsthilfegruppen und der Gesundheitsinstitution ist gewährleistet.
  6. Die Partizipation der Selbsthilfegruppen wird ermöglicht.

Ein Mehrwert für alle

 Mehrwert für Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen

  • Angebotsvielfalt: Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen erhalten wichtige Informationen und Unterstützung während und nach dem Spital- bzw. Klinikaufenthalt. In einer Zeit, in welcher die Zeitressourcen in der Gesundheitsversorgung immer knapper werden, sind Selbsthilfegruppen wichtige soziale Netzwerke.
  • Auszeichnung «Selbsthilfefreundlichkeit»: Schafft bei Patientinnen und Patienten sowie ihren Angehörigen Vertrauen.
  • Kompetenzzuwachs: Durch den Zugang zu einer Selbsthilfegruppe finden Patientinnen und Patienten sowie Angehörige Verständnis und Unterstützung im Umgang mit Krankheiten und belastenden Lebenssituationen.
  • Gesundheitsrelevante Effekte: Laut Lanfranconi (2017) unterstützt die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe die Reduktion der krankheitsbedingten Belastungen und stärkt die Betroffenen bei einem gezielteren Umgang mit der professionellen Versorgung (Compliance). Zudem wird die gesellschaftliche Teilhabe gestärkt.

Mehrwert für das Spital

  • Entlastung der Fachpersonenbetreuung: Teilnehmende in Selbsthilfegruppen unterstützen sich bei alltagspraktischen und psychosozialen Fragen. Dies entlastet die Gespräche mit den Patientinnen und Patienten.
  • Nachsorgeangebot: Selbsthilfegruppen bieten eine wichtige weiterführende Unterstützung nach einem Spitalaustritt.
  • Qualitätsmerkmal: Die Kooperationsvereinbarung, die Massnahmen zu ihrer Umsetzung und die mögliche Auszeichnung «Selbsthilfefreundlichkeit» sind Beweise von Best Practice und stärken das Image.
  • Kompetenzzuwachs: Die direkte Zusammenarbeit mit Teilnehmenden aus Selbsthilfegruppen gibt Hinweise für eine bedarfsgerechte und effiziente Patientenversorgung.
  • Angebotserweiterung während dem Aufenthalt durch die Teilnahme an Selbsthilfegruppentreffen: Gerade auch bei Angehörigen besteht erwiesenermassen ein hoher Bedarf an Austausch und Orientierung. In einer Selbsthilfegruppe können Angehörige bereits während des Klinikaufenthalts der erkrankten Person davon profitieren.

Nationales Projekt und regionale Umsetzung – die Projektorganisation

Das Projekt wurde von Selbsthilfe Schweiz in Zusammenarbeit mit den regionalen Selbsthilfezentren entwickelt. Das Konzept lehnt sich an das Hamburger-Modell an.

Die nationale Projektleitung liegt bei Selbsthilfe Schweiz. Umgesetzt wird das Projekt in den Regionen durch die regionalen Selbsthilfezentren und mit Selbsthilfegruppen.

Die regionalen Projektverantwortlichen treffen sich regelmässig zum Austausch und stetigen Verbesserung. Zusätzlich bildet die diversifizierte Begleitgruppe ein Sounding-Board.

Das Projekt wird wissenschaftlich evaluiert.


Wissenschaftliche Grundlage

Die Studie «Gemeinschaftliche Selbsthilfe in der Schweiz», Lanfranconi et al., Hoegrefe 2017 macht folgende Empfehlungen im Bereich der Leistungserbringer/innen und Fachpersonen:

Fortführung der Netzwerkkooperationen: Unter anderem die themenorientierte Zusammenarbeit zwischen Selbsthilfezentren und Patientenfachorganisationen sowie mit Betroffenen- und Angehörigen-Organisationen, psychiatrischen Diensten und Spitälern im Bereich der psychosozialen Gesundheit, insbesondere bei seltenen oder tabuisierten Themen.

Kenntnisse, Anerkennung und Unterstützung der gemeinschaftlichen Selbsthilfe durch Fachpersonen des Sozial- und Gesundheitswesens: Zum einen ist ein verbesserter Kenntnisstand der Leistungen der Selbsthilfegruppen durch Fachpersonen wünschenswert. Dies könnte durch das gezielte Thematisieren der Gruppen in der Aus- und Weiterbildung der Fachpersonen erreicht werden. Zum andern ist es gewinnbringend, wenn Fachpersonen in ihrem Arbeitsumfeld vermehrt potenziell interessierte Personen über die Angebote und Leistungen der gemeinschaftlichen Selbsthilfe informieren.

Vermehrte Zusammenarbeit von Selbsthilfegruppen und Fachpersonen aus dem Sozial- und Gesundheitswesen: Eine direktere Zusammenarbeit mit Fachpersonen, zwecks Erreichung einer besseren Ausrichtung der Interventionen. Um Beurteilung und Wettbewerb zu vermeiden, gilt es die Rollen von Fachpersonen und Selbsthilfegruppen klar zu definieren.

Für das Projekt «Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlichen Spitälern» treffen sich Vertretungen aller relevanten Akteure regelmässig im Rahmen einer nationalen Begleitgruppe.  Zudem wird das Projekt wissenschaftlich begleitet und seine Wirkung gemessen sowie evaluiert.


Kontaktdaten

Nationale Projektleitung und Koordination
Selbsthilfe Schweiz
Laufenstrasse 12
4053 Basel
Tel. 061 333 86 01
selbsthilfefreundlichkeit@selbsthilfeschweiz.notexisting@nodomain.notexisting@nodomain.comcomch

Regionale Projektumsetzung
Das Projekt wird durch die regionalen Selbsthilfezentren umgesetzt.